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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 543

1906 - München : Oldenbourg
114. Hurra, Germania! 543 Überhaupt ist es nicht mehr der Ehrgeiz der Fürsten, es sind die Stimmungen der Völker, das Unbehagen über innere Zustände, das Treiben der Parteien, besonders ihrer Wortführer, welche deu Frieden gefährden. Leichter wird der folgenschwere Entschluß zum Kriege von einer Versammlung gefaßt, in welcher niemand die volle Verantwortung trägt, als von einem einzelnen, wie hoch er auch gestellt sein möge, und öfter wird man ein friedliebendes Staatsoberhaupt finden als eine Volksvertretung von Weisen! Die großen Kämpfe der neueren Zeit sind gegen Wunsch und Willen der Regierenden entbrannt. Die Börse hat in unseren Tagen einen Einfluß gewonnen, welcher die bewaffnete Macht für ihre Interessen ins Feld zu rufen vermag. Mexiko und Ägypten sind von europäischen Heeren heimgesucht worden um die Forderungen der hohen Finanz zu liquidieren. Weniger kommt es heutzutage darauf an, ob ein Staat die Mittel besitzt Krieg zu führen, als darauf, ob seine Leitung stark genug ist ihn zu verhindern. So hat das geeinigte Deutschland seine Macht bisher nur dazu gebraucht den Friedeu in Europa zu wahren; eilte schwache Regieruug beim Nachbar aber ist die größte Kriegsgefahr. Aus solchen Verhältnissen ist auch der Krieg von 1870—1871 hervorgegangen. Ein Napoleon auf dem Throne von Frankreich hatte seinen Anspruch durch politische und militärische Erfolge zu rechtfertigen. Nur eine Zeitlang befriedigten die Siege der französischen Waffen auf fernen Kriegsschauplätzen, die Erfolge des preußischen Heeres erregten Eifersucht, sie erschienen als Anmaßung, als Herausforderung und man verlangte Rache für Sadowa. — Die liberale Strömung des Zeitalters lehnte sich auf gegen die Alleinherrschaft des Kaisers, er mußte Bewilligungen zugestehen, seine Machtstellung im Innern war geschwächt und eines Tages erfuhr die Nation aus dem Munde ihrer Vertreter, daß sie deu Krieg mit Deutschland wolle! 114. Hurra, Germania! (25. Juli 1870.) Von Ferdinand Freiligrath. *) Hurra, du stolzes, schönes Weib, Hurra, Germania! Wie kühn mit vorgebeugtem Leib Am Rheine stehst du da! Im vollen Brand der Iuliglut, Wie ziehst du risch dein Schwert! Wie trittst du zornig-frohgemut Zum Schutz vor deinen Herd! Du dachtest nicht an Kampf und Streit; In Fried' und Freud' und Ruh' Auf deinen Feldern, weit und breit, Die Ernte schnittest du. Bei Sichelklang im Ährenkranz Die Garben fuhrst du ein: Da plötzlich, horch, ein andrer Tanz! Das Kriegshorn überm Rhein! Hurra, Hurra, Hurra! Hurra, Hurra, Hurra! Hurra, Germania! Hurra, Germania! ') Gesammelte Dichtungen, Ii. Band, S. 298. Stuttgart 1871.

2. Geschichte der Neuzeit - S. 392

1887 - Wiesbaden : Kunze
392 Dritte Periode der Neuzeit. waren überall zugegen, wo es Aufruhr und Mord zu fördern galt. bran9ten sich an die Gefängnisse heran, um die Unglücklichen zu verhöhnen und zu mißhandeln, und verfuhren gegen niemand grausamer und unmenschlicher, als gegen ihr eigenes Geschlecht; sie begleiteten die bemitleidenswerten Opfer der Volkswut zur Guillotine und jubelten laut auf, so oft der Henker sein blutiges Werk vollendet hatte. Am 10. August 1792 war es eine Mademoiselle The-roigne, welche sich bei Erstürmung der Tuilerien vor allen Männern hervorthat. ©ie rief die Fliehenden zurück und griff an der Spitze feer Marseiller zum zweiten Male an. Man belohnte ihren Mut durch einen Ehrenplatz in der Nationalversammlung, wo sie nur im Reitkleide und in der Uniform der Nationalgarde erschien. Robes- pierre hatte beständig ein Gefolge von Weibern im Hause und in öffentlichen Versammlungen um sich, welche ihren Herrn und Meister an Grausamkeit und Blutdurst übertrafen. Auch zu den widerlichsten Orgien, welche bei dem sogenannten Kultus der Vernunft gefeiert wurden, gaben sich Frauen und Mädchen her und verleugneten, indem sie sich als Göttinnen der Vernunft auf die öffentlichen Altäre stellten uni) von einem wilden Hausen rasender Thoren begaffen und umtanzen ließen, die angeborene Schamhaftigkeit des weiblichen Geschlechts. Aus der anderen Seite wurde das weibliche Geschlecht in Frankreich zur Zeit der blutigen Revolution aufs grausamste verfolgt uni) mißhandelt. An ihm gerade ließen die blutdürstigen Jakobiner ihre ganze Lvut aus, und die peinlichen Verhöre, in denen weder die Tugend noch das Zartgefühl geschont wurden, waren noch empören-^r, als das Gefängnis und der Tod. Der Prozeß der Prinzessin Lamballe, der Madame Roland und der Königin Marie Antoinette, ihrer Schwägerin Elisabeth und der nachmaligen Herzogin von An' gouleme liefern sprechende Belege hierfür. Erhebend sind die zahlreichen Beweise, welche Frauen und Jungfrauen von Opferfreudigkeit und Todesverachtung gaben. Frauen erschienen vor den Gefängnissen und verbrachten daselbst den ganzen Tag, den Blick auf die umgitterten Fenster gerichtet, hinter welchen man ihre Angehörigen verfahrt hatte. Durch laute Äußerungen gegen das zügellose Treiben der despotischen Jakobiner suchten sie sich absichtlich den Kerker und den Tod zu erwerben, um das traurige Los ihrer Angehörigen teilen zu können. Als Lavergne, der Kommandant von Songrot), zum Tode verurteilt wurde, rief feine Gattin mit fester, lauter Stimme: „Es lebe der König!" Sie wurde, wie sie es gewünscht und beabsichtigt hatte, sofort ergriffen und mit ihrem Gemahl guillotiniert.

3. Geschichte der Neuzeit - S. 405

1887 - Wiesbaden : Kunze
41. Die Frauen im dritten Zeitraum. 405 angeschlagenen Gewehre, der Ruf nach Verkündigung der Republik machten es der Herzogin unmöglich, eine Anrede an die Versammlung zu halten. Sie mußte fliehen; mit Mühe wurde sie in den Hof gebracht und von da in das Jnvalidenhotel. Einige Tage später eilte sie über die Grenze nach Ems. Hatte sie in den Zeiten des Glückes und des Überflusses die geistige Freiheit sich zu bewahren gewußt, so blieb sie auch in diesen Tagen des Mangels und der Not, als sie von Ort zu Ort flüchtete, und es fast an allem Notwendigen gebrach, fest und unerschüttert, und nur darüber klagte sie, daß sie so vielen treuen Dienern nicht mehr die alten Dienste zu lohnen im stände sei. Die Herzogin begab sich später von Ems nach Eisenach, um dem Wohnsitze ihrer Verwandten in Weimar recht nahe zu sein. Mit musterhafter Gewissenhaftigkeit, Weisheit und Liebe leitete sie hier die Erziehung ihrer Söhne, den künftigen, großen Beruf des Grafen von Paris fest im Auge behaltend. Es lag ihr am Herzen, ihren Sohn seinem französischen Vaterlande nicht zu entfremden, vielmehr ihn so heranzubilden, daß, wenn ihm einmal noch die Lenkung der Geschicke dieses Landes beschieden wäre, dieselbe in einer durchaus würdigen Hand läge. Durch den Tod Louis Philipps, durch Napoleons Erhebung auf den französischen Thron, durch das unerwartete Hinscheiden der Herzogin von Nemours erfuhr sie neuen, tiefen Kummer. Schon längere Zeit war ihre Gesundheit angegriffen; der wiederholte Aufenthalt in der Schweiz und in Italien hatte sie nicht ganz wieder herzustellen vermocht. Während ihrer letzten Krankheit hatte sie sich oft vergeblich nach einem erquickenden, ruhigen Schlafe gesehnt; endlich schien ihr Wunsch in Erfüllung zu gehen. Sie schlief ein; die Wärterinnen verwendeten kein Auge von dem Angesichte der Kranken und meinten, sie schliefe sanft. Es war der edlen Frau der Tod zu einem sanften, tiefen Schlaf geworden (1859), aus welchem sie nicht mehr erwachen sollte. Unter den vielen ihr auferlegten Prüfungen war ihre Seele bereits so rem von der Welt geschieden, daß der mit ihrem Gotte längst Versöhnten der Todeskampf erspart schien. 11. Elisabeth Fry, der Engel der Gefängnisse. Für die in den Gefängnissen büßende Menschheit war die Thätigkeit einer Engländerin, Elisabeth Fry, von großer Wichtigkeit. Sie war die Tochter des Gutsbesitzers John Gurney in Nerogate und erhielt eine sorgfältige, christliche Erziehung. Als sie von dem Elende der gefangenen Verbrecher in Nerogate hörte, verschaffte sie sich die Erlaub-

4. Alexander der Große und der Hellenismus - S. 24

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
24 B. Der Hellenismus ich im ersten Jahre am 7. Tybi in der Badeanstalt vorbenannten Dorfes badete war er Ladediener im Waschraum für Frauen und als ich herausgestiegen war, um mich abzuseifen, goß er die (Eimer heißen Wassers Er m das Rohr hineingelassen hatte, über mich aus und verbrühte nur den Leib und den linken Schenkel bis zum Knie, so daß ich sogar in Lebensgefahr war. Nach diesem Befund zeigte ich es dem Polizeikomman-. danten des Dorfes, Hechthofiris, in Gegenwart des Grtsvorstehers Simon. 3ch wende mich nun als Schu^flehende an dich, König, und bitte dich, wenn es dir gut scheint, es nicht zuzulassen, daß ich, eine Frau, die von ihrer Hände Arbeit lebt, so mißhandelt bin, sondern dem Minister Dtophanes zu befehlen, er solle an den ©rtsoorfteher Simon und den Pohzeitommandanten Hechthofiris schreiben, ihm den petechon vorzuführen, damit Diophanes eine Untersuchung hierüber anstellt und ich mit meiner Zuflucht zu dir, König, dem allgemeinen Wohltäter, mein Recht erhalte. Lebe wohl. ministerieller vermerk am Rande: Rn Simon. Sende mir den Beklagten. Jahr 1, 28. Gorpiaios, l2. Tybi. Huf der andern Seite: Jahr 1, 28.(Borpiaios, 12.Tybi. Philifta gegen den Badediener Petechon; Beschwerde wegen Verbrühung. 2. Ehrenbeschluß der Besatzung der Teloneia' für ihren Kommandanten Helikon. Inschriften von Priene 19. Die Garnison auf der Teloneia zu (Ehren Helikons, des Sohnes des Leomebon. Apoltonios, des Apollodoros Sohn, stellte den Antrag: Helikon, des Leomedon Sohn, wurde vom Volke zum Kommandanten auf der Teloneia ernannt und hat unter dem Bürgermeister Protarchos die ersten vier Monate seines Amtes gewaltet; er hat dabei für die Garnison jegliche Sorgfalt und (Eifer an den Tag gelegt, daß gute Mannszucht beobachtet umrde, indem er persönlich inspizierte und sein Sohn ihn ablöste um der Sicherheit der Besatzung willen, er ist auf das Wohl der Krieger bedacht gewesen vor allem in der Beziehung, daß jeder erhielt, was ihm zukam, und daß sich der gesamte Verkehr auf der Burg angemessen vollzog, und hat die ganze Seit makellos und gerecht sein Kommando geführt . . . indem er den Kriegern einschärfte, die Burg gewissenhaft zu Huten, denn sie sollten bedenken, daß es für den Grie,chenmenschen nichts Größeres gebe als die Freiheit. (Er war nun schon vorher zweimal vom Volke zum Kommandanten ernannt worden, hatte dieses Amt geführt, ivie es seiner selbst und derer, die ihn ernannt hatten, würdig war, und war dafür von der Garnison belobt und mit goldenen Kränzen geehrt worden. (Er aber hatte zwar den Kriegern seine Anerkennung ausgesprochen, daß sie würdigen Männern die verdienten (Ehren erwiesen, hatte jedo,ch die Kosten für die Kränze nicht genommen . . . und hat sich 1 Burg oou priene.

5. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 99

1900 - Leipzig : Hirt
England im Zeitalter der Glaubensspaltung, 99 Katholiken war ihre Regierung eine Zeit der blutigsten Verfolgungen. Wer von ihnen nicht dem Henkersbeil berantwortet oder in Kerkerhaft gehalten wurde, sollte durch Geldstrafen der Verarmung zugefhrt werden. Am meisten hat sie ihren Namen befleckt durch die Hinrichtung der unglcklichen Schotten-knigin Maria Stuart. Maria Stuart. Maria Stuart war die Tochter des Knigs Jakob V. von Schottland. Ihr Vater starb, als sie kaum 8 Tage alt war. Ihre Mutter lie sie in Frankreich erziehen. Im Alter von 16 Jahren wurde sie die Gemahlin des Kronprinzen von Frankreich. Mit 17 Jahren bestieg sie mit demselben den franzsischen Thron; mit 18 Jahren war sie Witwe. Nach dem Tode ihrer Mutter entschlo sie sich, Frankreich, das ihr eine zweite Heimat geworden, zu verlassen, um die Regierung ihres Heimatlandes Schottland zu bernehmen. In einem rhrenden Siede singt Beranger ihren Abschied von Frankreich: Adieu, charmant pays de France, Que je dois tant cherir! Berceau de mon heureu.se enfance, Adieu, te quitter, c'est mourir. Mit Mitrauen kam man der jungen Knigin entgegen. Sie war Katholikin; in Schottland war die Lehre Calvins herrschend. Die katholische Religion war abgeschafft, die Beiwohnung des katholischen Gottesdienstes mit Gtereinziehung bedroht. Mit Mhe erlangte die Knigin von der Volksvertretung fr sich die Erlaubnis, in ihrer Hof-kapelle den Gottesdienst ihrer Religion halten zu lassen. Allmhlich befestigte die Knigin, der eine reiche Bildung, eine be-zaubernde Schnheit, ein wrdevolles, anmutiges Auftreten eigen war, ihr Ansehen. Die Volksvertretung wnschte ihre Wiedervermahlung. Sie whlte ihren Vetter Heinrich Darnley. Die Ehe war keine glckliche. Indessen schien eine schwere Erkrankung Darnleys die beiden Ehe-gatten nher zu bringen; denn Maria eilte sogleich zu dem Erkrankten nach Glasgow und bewog ihn, mit ihr nach Edinbnrg zurckzukehren, wo sie ein in der Nhe der Stadt gelegenes Landhaus zu seiner Woh-nung Herrichten lie, damit das Gerusch der Hauptstadt seine Genesung nicht verzgere. Hier pflegte sie ihn 8 Tage lang mit der grten Hin-gebung, und als sie ihn verlie, um der Hochzeit einer ihrer Hofdamen beizuwohnen, schienen beide Gatten vollstndig vershnt. In der darauf-folgenden Nacht wurde das Landhaus durch eine Pulvermine in die Luft gesprengt. Des Knigs Leiche, die Spuren der Ermordung zeigte, fand man in dem nahen Garten. Der Unfriede, der solange zwischen Maria und ihrem Gatten ge-herrscht hatte, erregte bei vielen den Verdacht, da sie der begangenen Frevelthat nicht fern stehe. Dieser Verdacht ist jedoch nach den Unter- 7*

6. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 99

1900 - Leipzig : Hirt
England int Zeitalter der Glaubensspaltung. 99 wurde, sollte durch Geldstrafen der Verarmung zugefhrt werden. Am meisten hat sie ihren Namen befleckt durch die Hinrichtung der unglcklichen Schotten-fnigin Maria Stuart. Maria Stuart. Maria Stuart war die Tochter des Knigs Jakob V. von Schottland. Ihr Vater starb, als sie kaum 8 Tage alt war. Ihre Mutter lie sie in Frankreich erziehen. Im Alter von 16 Jahren wurde sie die Gemahlin des Kronprinzen von Frankreich. Mit 17 Jahren bestieg sie mit demselben den franzsischen Thron; mit 18 Jahren war sie Witwe. Nach dem Tode ihrer Mutter entschlo sie sich, Frankreich, das ihr eine zweite Heimat geworden, zu verlassen, um die Regierung ihres Heimatlandes Schottland zu bernehmen. In einem rhrenden Liede singt Beranger ihren Abschied von Frankreich: Adieu, charmant pays de France, Que je dois tant cherir! Berceau de mon heureu.se enfance, Adieu, te quitter, c'est mourir. Mit Mitrauen kam man der jungen Knigin entgegen. Sie war Katholikin; in Schottland war die Lehre Calvins herrschend. Die katholische Religion war abgeschafft, die Beiwohnung des katholischen Gottesdienstes mit Gtereinziehung bedroht. Mit Mhe erlangte die Knigin von der Volksvertretung fr sich die Erlaubnis, in ihrer Hof-kapelle den Gottesdienst ihrer Religion halten zu lassen. Allmhlich befestigte die Knigin, der eine reiche Bildung, eine be-zaubernde Schnheit, ein wrdevolles, anmutiges Auftreten eigen war, ihr Ansehen. Die Volksvertretung wnschte ihre Wiedervermhlung. Sie whlte ihren Vetter Heinrich Darnley. Die Ehe war keine glckliche. Indessen schien eine schwere Erkrankung Darnleys die beiden Ehe-gatten nher zu bringen; denn Maria eilte sogleich zu dem Erkrankten nach Glasgow und bewog ihn, mit ihr nach Edinburg zurckzukehren, wo sie ein in der Nhe der Stadt gelegenes Landhans zu seiner Woh-nung Herrichten lie, damit das Gerusch der Hanptstadt seine Genesung nicht verzgere. Hier Pflegte sie ihn 8 Tage lang mit der grten Hin-gebung, und als sie ihn verlie, um der Hochzeit einer ihrer Hofdamen beizuwohnen, schienen beide Gatten vollstndig vershnt. In der darauf-folgenden Nacht wurde das Landhaus durch eine Pulvermine in die Luft gesprengt. Des Knigs Leiche, die Spuren der Ermordung zeigte, fand man in dem nahen Garten. Der Unfriede, der solange zwischen Maria und ihrem Gatten geherrscht hatte, erregte bei vielen den Verdacht, da sie der begangenen Frevelthat nicht fern stehe. Dieser Verdacht ist jedoch nach den Unter- 7*

7. Die Burgfrau von Ahlden - S. 128

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
- 128 — nahm, zögerte sie anfangs mit der Antwort; sie war zweifelhaft, was sie erwidern sollte. Sie dachte an ihre Kinder, von denen getrennt zu leben ihr den größten Schmerz verursachte. Kehrte sie nach Hannover zurück, so ging sie wahrscheinlich neuen Kränkungen entgegen, aber es war ihr doch vergönnt, in der Nähe ihrer Kinder zu leben! Ratlos blickte sie aus den Minister ihres Vaters; endlich sagte sie ihm: „Bernstorfs, was würden Sie an meiner Stelle thun?" „Hoheit", antwortete der schlaue, aalglatte Mann, „Sie fragen mich um meine Meinung, und ich darf Ihnen dieselbe nicht vorenthalten. Ich würde mich durch ein aufgedrungenes Geständnis nicht erniedrigen, weint ich mich schuldlos fühlte. Besser ist es, eine Ehe zu trennen, die nicht auf Vertrauen begründet ist". „Aber ich werde niemals meine Kinder wiedersehen", rief Sophie Dorothea angstvoll. „Wird meine Ehe getrennt, so bleibe ich hier als eine Gefangene, und für meine Kinder bin ich tot!" „Fürchten Sie nicht das Schlimmste, Prinzessin", erwiderte Bernstorff. „Der Herzog, Ihr erlauchter Vater, wird Ihnen nicht ewig zürnen und Ihnen voraussichtlich gestatten, in Celle zu wohnen, und dort können Sie ja zeitweilig Ihre Kinder begrüßen". So legte Bernstorss der Prinzessin gewissermaßen die Worte in den Mund, die sie sprechen sollte, und sie ließ sich verleiten zu sagen: „Nun wohl, so melden Sie dem Kurprinzen, meinem Gemahl, daß ich niemals zu ihm zurückkehren werde. Bin ich unschuldig, so ist er meiner nicht wert, bin ich aber schuldig, so bin ich seiner nicht wert". Mit diesem Bescheid kehrte Bernstorff zum Kurprinzen zurück. Der Verföhnungsversuch konnte also als gescheitert angesehen werden, und es blieb jetzt nichts anderes übrig, als die Ehe, die thatsächlich schon getrennt war, auch rechtlich zu trennen. Es wurde nunmehr eine Kommission von neun Mitgliedern ernannt, die in dem Schlosse Lauenau zusammentraten, um in dieser Ehescheidnngsangelegenheit zu Gericht zu sitzen. Auch die Prinzessin selbst mußte vor diesem Gerichtshöfe erscheinen. Noch einmal wurden,

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 260

1840 - Münster : Coppenrath
2n0 und nun stand die erhabene Frau allein auf dem Balkon, mit bethranten Augen und gefaltenen Händen, wahrend dort unten die aufrührerische Menge wogte und brüllte und ihre Piken und Gewehre mit den wildesten Geberden der Wuth schwenkte. Ein Kerl schlug, sein Gewehr auf sie an, allein einer der Nebenstehen- den riß es nieder. Die stille Majestät der ruhig dastehenden wehrlosen Frau gab der Leidenschaft des Volkes eine plötzliche Wendung. Begeistert rief der ganze Hausen: „Hoch lebe die Königin !" Der König wurde noch einmal verlangt. Ec erschien, und ihm entgegen hallte das tausendstimmige Gebrüll: „Nach Paris! Nach Paris!" „Ja, meine Kinder — erwiederte der König sichtbar bewegt — ich will nach Paris gehen, aber nicht anders, als in Begleitung meiner Frau und Kinder." „Hoch lebe der König!" schrie nun wieder der Pöbel. Dann erschien auch die Königin aus dem Balkon, geführt von Lasapettc; der König stellte sich aus Besorgniß nahe hinter ihr. Vor dem Ge- töse und dem Lärm der Menschenmasse konnten keine Worte ge- hört werden, man mußte zu den Augen reden. Lafayette näherte sich der Königin und küßte ihr im Angesichte des Volkes die Hand. Man erstaunte anfangs über diese Handlung, sie ward aber bald erklärt, und die Stille vom lebhaften Beifallklatschen und wiederholten: „Hoch lebe die Königin! Hoch lebe der Gene- ral !" unterbrochen. Schon um 1 Uhr nach Mittag setzte sich der Zug in Be- wegung. Aber welch' ein Zug! Voran wurden die blutigen Köpfe der gemetzelten Leibgarden als Siegestrophaen auf hohen Stangen getragen; die noch übrig gebliebenen Garden schleppte der Pöbel gleich Gefangenen in seiner Mitte. Dann folgte der Wagen, in welchem der König, die Königin, ihre beiden Kinder und des Königs Schwester Elisabeth saßen, und zu beiden Sei- telp^vogte eine ungeheure, lärmende Volksmenge. Einige grinzten nal dem Wagen hin und stießen Verwünschungen und Drohun- ger^gegen die königliche Familie aus, andere heulten Triumphge- san^e, noch andere schrien: „Da bringen wir Euch den Bäcker- meister sammt Frau und Lehrjungen!" als ob die Rückkehr der

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 94

1871 - Münster : Coppenrath
— 94 — nach Ostindien fing 1591 an, und ihre ostindische Handelsgesellschaft wurde im Jahre 1600 gestiftet. Um eben diese Zeit machten sie auch Versuche, Niederlassungen in Nordamerika anzulegen. Walter Naleigh fing im Jahre 1584 an, eine Kolonie in dem Theile von Nordamerika zu gründen, der nach der unvermählten Königin Elisabeth den Namen Vi rginien, d. i. Jungsranenland, beknrn. Elisabeth erlebte auch den Triumph, jene unüberwindliche Flotte, mit welcher der spanische König, : Philipp Ii., England zu erobern gedachte, im Jahre 1588 durch Stürme und durch die Tapferkeit ihrer eigenen Flotte zerstört zu sehen, wie wir dieses später umständlicher hören werden. Dieselbe Königin, welche Enropas Völker durch den Glanz ihrer Negierung geblendet hatte, mußte den Abend ihres Lebens in düsterer Trauer beschließen. Weil sie unverheirathet blieb, so hatte sie immer das Bedürfniß gefühlt, sich an einzelne theil* nehmende Freunde anzuschließen. Der letzte derselben war der Graf Essex, ein junger, ehrsüchtiger und eigensinniger Mann, der eine Thorheit nach der anderen beging, die aber von Elisabeth gewöhnlich übersehen wurden, weil er einmal ihre ganze Zuneigung gewonnen hatte. Aber auch sein Sturz uahete. Im Jahre 1599 wurde Essex znm Vicekönige von Irland ernannt. An der Spitze eines Heeres sollte er die aufrührerische« Unterthanen zur Ruhe bringen. Er beging hier aber einen Fehler nach dem anderen, so daß er den größten Theil seiner Truppen verlor und einen unrühmlichen Frieden schließen mußte. Gleich hierauf eilte er nach London, um sich gegen die Beschuldigungen seiner Feinde persönlich zu verantworten. Eli' sabeth wurde aber über die eigenmächtige Verlassnng seines Postens so erbittert, daß sie ihn verhaften ließ. Sie entließ ihn zwar wieder der Haft, entsetzte ihn aber aller Würden und ließ ihm nur das Amt eines Oberstallmeisters. Insbesondere nahrn sie ihm auch den Pacht der Abgaben vom rothen Weine, der ihm jährlich bedeutende Summen eingetragen hatte. „Wenn man ein allzumuthiges Pferd bändigen will," sagte sie, „so muß

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 309

1871 - Münster : Coppenrath
I — 309 — wartend, bis fünf und zwanzig Andere vor ihr hingerichtet waren, und ihr frommes in Rührung schwimmendes Auge blickte in Demuth und Vertrauen betend aufwärts. Das Schicksal seiner Kinder. — Das traurigste Loos aber traf den kleinen Dauphin. Der herrliche Knabe, weit entfernt, gefährlich zu sein, war nicht einmal zu einer Beleidigung fähig. Dennoch beschloß man den Tod dieses un-schnldigm Kindes, und zwar durch ein Mittel, gegen welches gewöhnlicher Mord eilte Handlung des Mitleides ist. Der rnv glückliche Prinz wurde früh den Armen seiner Eltern entrissen und dem verworfensten Bösemicht übergeben, den die Gemeinde von Paris unter der Rotte der Jakobiner finden konnte. Simon hieß dieser, ein Schuster, der, als man ihm das Kind gab, mit grinzender Miene fragte: „Und was ist beschlossen über den jungen Wolf? Er wurde zum Hochmuthe erzogen, ich aber werde ihn schon mürbe machen." So gelang es diesem Ungeheuer, durch eine Reihe der gröbsten Mißhandlungen diese zarte Blüthe zu knicken. Der Dauphin starb am 8. Juni 1795, erst acht Jahre alt. — Glücklicher war Ludwig's Tochter, nun der einzige noch übrige Sprößling dieser unglücklichen Familie. Sie wurde am 19. Dezember 1795, gerade an ihrem siebenzehnten Geburtstage, aus ihrem Gefängnisse und Vaterlande entlasten und an Oesterreich gegen mehre gefangene Franzosen ausgewechselt. In der Folge ward sie die Gemahlin des Herzoges von Angonleme. 76. Schrcckcnszeit in Frankreich. Die Na^icht von der Hinrichtung des unschuldigen Königes und seiner Familie erfüllte ganz Europa mit Abscheu und Entsetzen. Aber gleich als wolle sich die Republik die fremde Billigung ihrer Missethat erzwingen und deshalb die lauten Aenßeruugen dagegen auf der Stelle strafen, forderte sie in tollkühner Frechheit alle Regierungen zum Kampfe auf Leben und Tod heraus. Sofort erklärte sie dem Könige von England,
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